Gastkommentar zur Bauverzögerung bei der A 20
Der Bericht auf der Titelseite der NWZ vom 21.08.2019 über die Verzögerung des Baubeginns für den 1. Abschnitt der A 20 (Westerstede - Bekhausen) erzeugt den Eindruck, als würde die Bevölkerung diesem Ereignis ungeduldig entgegensehen. Bis auf das Beklagen von Verzögerungen durch politische Vertreter und NWZ-Redakteure fällt es sicher schwer, dafür auch nur einen Beleg zu finden. Vielmehr scheint es so zu sein, dass Autobahnneubauten ablehnende Verbände und Parteien starken Zulauf erleben. So werden die Grünen in Umfragen von einem Höhenflug getragen und die Naturschutzverbände haben in den letzten Jahren einen enormen Mitgliederzuwachs zu verzeichnen (z. B. der NABU mit über 700.000 Mitgliedern).
In Zeiten, in denen eine mutige schwedische Jugendliche der Welt erklärt, wie dramatisch es um das Weltklima steht, in denen Schüler weltweit den Freitagsunterricht für eine lebenswerte Zukunft boykottieren, in der die Wissenschaftler des Club of Rome und des Weltklimarats eine düstere Zukunft an die Wand malen, in der Gletscher und das Polareis schmelzen, die Jahresressourcen der Erde bereits Ende Juli aufgebraucht sind und das Artensterben dramatische Ausmaße angenommen hat - in einer Zeit also, in der alles daran gesetzt werden müßte, klimarelevante Verbräuche und Emissionen zu reduzieren, mutet es wie aus einer anderen Zeit an, durch den Bau weiterer Autobahnen für noch mehr Verkehre zu sorgen. Dieser Anachronismus wird besonders deutlich, wenn auf der einen Seite die letzten Reste der noch verbliebenen Hochmoore vor weiterem Zugriff des Menschen (u.a. durch Torfabbau) geschützt werden sollen, auf der anderen Seite riesige landschaftszerschneidende, CO²-freisetzende Schneisen in die Moore westlich und östlich der Weser akzeptiert und klaglos hingenommen werden. Und wofür? Alle großen Nordseehäfen sind längst an eine Autobahn angebunden (A 31, A 29, A 27). Wofür also der mehrere Milliarden geschätzte Aufwand? Prosperität, weil LKW’s aus Osteuropa und Skandinavien die Region durchfahren um ihre Ziele in West- und Südeuropa schneller anfahren zu können? Sicher nicht! Es müssen also andere als wirtschaftliche Gründe vorliegen, die sich dem Normalbürger nicht erschließen.
Deshalb: Gebt sie auf diese Autobahn, eure Kinder und Enkel werden es euch danken!
Horst Lobensteiner, NABU Rastede
Und das hat die NWZ unter Weglassung einiger wichtiger, erläuternder Passagen (...) als Leserbrief daraus gemacht (NWZ-Online vom 31. August 2019):
Der Wahlkampf treibt wieder wunderliche Blüten!
1.9.2017
Olaf Lies versucht sich jetzt als Versteher der Sorgen Betroffener seiner A 20
01.09.2017: Der selbsternannte Autobahnminister Olaf Lies (SPD) hat sich der willfährigen NWZ-Presse bedient, um seine "Sorgen" für die von der A 20 betroffenen Menschen auszudrücken. Siehe dazu den Bericht in der NWZ (https://www.nwzonline.de/politik/niedersachsen/westerstede-jaderberg-stadland-verkehr-lies-wirbt-vor-ort-fuer-neue-a20_a_32,0,3093745312.html). Die "Ammerländer Bürger gegen die A 20" haben durch ihre Sprecherin Susanne Grube dazu eine Presseinformation herausgegeben, die wir ausdrücklich unterstützen und die wir im Nachfolgenden wiedergeben. Obwohl zu diesem Zeitpunkt längst alles in den Planfeststel- lungsverfahren festgezurrt ist, soll dem Wahlvolk wieder einmal echte Anteilnahme vorgegau- kelt werden. Es erübrigt sich jedweder weiterer Kommentar!
Kirsten Erwentraut hat zu den Äußerungen von Olaf Lies einen Faktencheck gemacht, den wir ebenfalls wiedergeben. Somit können sich die Betroffenen und alle sonstigen Besorgten ein eigenes Bild von den "Aussagen" des Ministers machen:
Kommentar schreiben