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NWZ Leserbrief zur Siedlungspolitik

Manfred Meins, Rastede/Ipwege, 02.11.2017

 

Leserbrief zum Bericht in der NWZ vom 27.10.2017 ((Neubauten trüben das Ortsbild / Frank Jacob und Kommentar und Schluss mit Wildwuchs /Jasper Rittner):

 

Der Kommentar von Jasper Rittner trifft den Kern der Sache. Hohe Nachfrage nach kleineren Wohnungen und hohe Gewinne der Bauträger zerstören die gewachsenen Strukturen unseres Orts. Da wird in der Mühlenstraße anstelle eines Einfamilienhauses ein neues mit fünf Wohnungen erbaut und „bei den Nachbarn geht die Angst um“, weil das direkte Umfeld stark in Mitleidschaft gezogen wird. Wenn dann noch, wie hier, ein Bauwerk ohne jeglichen Bezug zu der vorhandenen Bebauung und zudem völlig geschmacksfrei erstellt wird, ist diese Angst mehr als verständlich.

 

Im Ganzen gesehen passen die vorhandenen Häuser in der Mühlenstraße in ihren Proportionen zueinander. Dieses Haus aber folgt dem Stil des individuellen Bauherrengeschmacks. Haben alle Häuser in einer Straße Spitzdächer, sehen sich heute Bauherren aufgefordert, ein Flachdach aufs Haus zu setzen. Scheint nicht auch dieses Haus vor allem von dem Ehrgeiz zu zeugen, sich in allem möglichst drastisch von den Nachbarhäusern zu unterscheiden? Solche individualistischen Entscheidungen führen letztendlich für uns alle dazu, dass wir uns nur noch in unserem Haus, nicht aber mehr in unserem Ort wohlfühlen.

 

Beleidigt solch ein Bauwerk die Augen des Passanten, der Nachbar aber muss es täglich ansehen. Mit ihm muss er leben, es bestimmt sein Zuhause. Für etliche Jahrzehnte.

 

Wenn Herr Rittner feststellt, dass die Politik die Probleme endlich erkannt hat und sie zur Eile antreibt, so kann man nur ergänzen, dass diese Missstände schon seit Jahren, auch in den Nebenorten, grassieren. Zu befürchten ist nur, dass der „Wildwuchs“ sehr viel schneller Rastede überwuchern wird als Politik und Verwaltung die Bebauungspläne überarbeiten kann – das nämlich wird Jahre dauern. Ein einfaches und probates Mittel wäre, Veränderungssperren zu erlassen. Eile tut not. Mit schlechten Häusern, mit langweiligen Straßen, mit verdorbenen Ortsbildern säen wir Unzufriedenheit für Generationen. Und unser Residenzort wird zum Kaff.

 

 

 

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